Vorsicht bei Arzneimittelangeboten aus dem Internet

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA (European Medicines Agency) hat sich in einer Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt: Sie warnt davor, Medikamente von nicht autorisierten Websites und anderen Anbietern zu kaufen, die behaupten würden, dass ihre Produkte COVID-19 behandeln oder verhindern könnten, oder die einen scheinbar einfachen Zugang zu legitimen Arzneimitteln bieten würden, die ansonsten nicht ohne weiteres verfügbar sind.

 

Versandhandel in der Schweiz
In der Schweiz ist der Versandhandel von Arzneimitteln im Heilmittelgesetz (HMG) geregelt. Er ist ausschliesslich öffentlichen Apotheken mit einer entsprechenden kantonalen Bewilligung und nur unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise wenn eine ärztliche Verschreibung vorliegt, erlaubt. Der nicht bewilligte Versandhandel mit Arzneimitteln ist gemäss Art. 27 HMG strafbar.

 

Vorsicht vor gefälschten Arzneimitteln
Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse hat auf Anfrage zum Bezug von Arzneimitteln aus dem Internet Stellung genommen: «Im Internet angebotene Arzneimittel sind häufig mangelhaft in Qualität und Wirksamkeit. Es besteht ein gesundheitliches, finanzielles und rechtliches Risiko.» pharmaSuisse beobachtet den Handel mit gefälschten Medikamenten: Laut dem schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic zeigten Erfahrungen, dass Arzneimittel, die per Internet bestellt würden, oft aus einer illegalen ausländischen Quelle stammten und die Qualität der Ware mangelhaft sei. Die Medienstelle von pharmaSuisse stellt hier weiter klar: «Häufig wird mit dem Slogan «Originalmedikamente zu günstigen Preisen» geworben.» Geliefert werden grösstenteils gefälschte Medikamente oft mit schweren Qualitätsmängeln, ohne Schachtel oder Packungsbeilage, die zu hoch oder zu niedrig dosierte, falsche, nicht deklarierte oder gar keine Wirkstoffe enthalten. Swissmedic rät deshalb in seinem «Leitfaden Arzneimittel aus dem Internet» grundsätzlich vom Bezug von Arzneimitteln aus dem Internet ab und empfiehlt ausdrücklich, sich bei Gesundheitsfragen an ausgebildete Fachpersonen wie Ärzte oder Apotheker zu wenden.

 

Falsch und schädlich
Gefälschte Medikamente weichen jedoch nicht nur oft vom Versprochenen ab, sie können auch die Gesundheit schädigen. pharmaSuisse warnt deshalb, dass Arzneimittel, die im Internet aus unsicherer Quelle gekauft würden, gefährlich für die Gesundheit sein könnten: So hätten umfangreiche Laboruntersuchungen in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Präparate manchmal nebst der falschen Dosierung Verunreinigungen oder sogar nicht deklarierte synthetische Inhaltsstoffe enthielten, die in der Schweiz wegen schweren Nebenwirkungen vom Markt zurückgezogen worden seien. Weiter weist der Schweizerische Apothekerverband darauf hin, dass selbst wenn ein Arzneimittel tatsächlich den deklarierten Wirkstoff enthalten würde, eine unsachgemässe Lagerung oder Mängel beim Transport die Wirkung eines Arzneimittels negativ beeinflussen könnten.

 

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Medienstelle von pharmaSuisse, Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel grundsätzlich persönlich in der Apotheke oder Drogerie zu beziehen. Diese würden neben einem Produkte mit Qualitätsgarantie auch eine professionelle Beratung bieten.

 

Online-Bezug über offizielle Versandapotheken
Beim Bezug von Arzneimitteln über das Internet sind Schweizer Versandapotheken die erste Wahl. In Ausnahmefällen, wenn ein bestimmtes Präparat beispielsweise in der Schweiz nicht erhältlich ist, kann der Bezug über Internet, nach vorgängiger Absprache und Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt, im Ausland angezeigt sein. Hier empfiehlt es sich, wenn immer möglich ausschliesslich Online-Apotheken zu berücksichtigen, die bei den zuständigen nationalen Behörden registriert sind. Die Listen der registrierten Online-Apotheken in den EU-Ländern beispielsweise finden sich auf der Website der EMA oder direkt auf den Websites der zuständigen nationalen Behörden.

 

Vorsicht bei anderen Online-Anbietern
Bei anderen Online-Anbietern ist Vorsicht geboten, auch wenn sie beispielsweise vorgeben, ihren Sitz in Grossbritannien, Kanada oder USA zu haben. Denn tatsächlich werden die Arzneimittel oft aus Ländern wie Indien, China oder Kambodscha geliefert. Swissmedic rät hier dringend dazu, sich über den Online-Anbieter vorgängig zu informieren: «Prüfen Sie beispielsweise, wer der Anbieter dieser Webseite ist und ob eine vollständige Kontaktadresse vorhanden ist. (…) Den verantwortlichen «Holder» der Website findet man heraus, indem man den Namen der entsprechenden Website (= Domain, z.B. www.name.com) bei Service-Seiten eingibt, die über die Verantwortlichen einer Website Auskunft geben. Solche Service-Seiten können zum Beispiel über www.google.ch mit den Stichworten «Domain Whois» oder «Domain Dossier» gefunden

werden.»

 

Angebote für Arzneimittel aus dem Internet oder in den sozialen Medien sind demnach sorgfältig zu prüfen. Vor allem dann, wenn ausserordentliche Erfolge ohne Nebenwirkungen in Aussicht gestellt werden, sollten Konsumentinnen und Konsumenten misstrauisch sein.