Erfahrungsbericht von Adelheid Witzeling
«Ich hatte grosses Glück, einen Mediziner und Naturheilpraktiker zu finden.»
Interview mit Adelheid Witzeling, Regionalgruppenleiterin Psoriasis und Vitiligo Genf
Wer Adelheid Witzeling heute nach ihrer Ernährungsumstellung wegen Psoriasis-Arthritis fragt, merkt ihr die Begeisterung auch nach zwanzig Jahren noch an. So glücklich ist sie über die Erfolge, die sie damit erzielt, und die Lebensqualität, die sie gewonnen hat. «Ich kann die Krankheit sehr gut in Schach halten», erzählt sie.
Wie kamst du dazu, deine Ernährung umzustellen?
Ich litt bereits etwa zehn Jahre an Psoriasis auf der Haut, bevor sich erste Schmerzen in den Gelenken bemerkbar machten, die später auch anschwollen. Damals befanden sich mein Mann und ich auf einer einjährigen Australienreise. Zuerst war das eine Fussgelenk betroffen, dann die Knie und die Hüfte. Starke Schmerzmittel haben mir eine Zeit lang geholfen. Ein neues entzündungshemmendes Medikament musste ich nach kurzer Zeit wegen schweren Nebenwirkungen absetzen. Ich habe mich nach meiner Rückkehr in die Schweiz sofort um einen Termin beim Rheumatologen bemüht, weil ich nicht wollte, dass meine Gelenke zusehends versteifen. Das eine Knie konnte ich etwa ein Jahr lang nicht mehr durchbeugen, sodass ich beim Treppenhinuntersteigen immer wieder Pausen einlegen musste. Das war sehr einschränkend.
Durch wen oder wie bist du an die hilfreichen Informationen gekommen?
Ich hatte grosses Glück, nach drei Monaten einen Termin bei einem Arzt in Neuchâtel zu ergattern, der über Zusatzausbildungen als Naturheilpraktiker und Orthomolekularmedizin verfügte. Dr. med. Jacques Gardan (inzwischen pensioniert) hatte mir nach einer Blutuntersuchung erklärt, was mir fehlte und mir eine Ernährungsumstellung empfohlen. Zudem hatte er mir auf all meine Fragen immer ausführlich geantwortet. An dieser Stelle möchte ich auf das Buch «L’Alimentation ou la troisième médecine» (Ernährung oder die dritte Medizin) von Dr. Jean Seignalet hinweisen. Es ist ein grossartiges Nachschlagewerk. Wohl auch dank diesem kann ich meine Schmerzen bis heute sehr gut in Schach halten. Bei meinem Rheumatologen war ich ebenfalls in guten Händen, er hatte mir damals eine zehntägige Cortisonkur verschrieben, die die Entzündungsreaktionen unterbrechen sollten. Vor einiger Zeit habe ich auch einen Gentest gemacht, bei dem herausgekommen ist, dass mir die Enzyme zur Verdauung von Milch fehlen.
Was hast du danach konkret umgestellt?
Ich habe fortan auf Weizenmehl und weitgehend auf Kuhmilchprodukte verzichtet. Heute kann man Weizenmehl gut durch Kastanien, Reis oder Erdmandelmehl ersetzen. Ich versuche mich generell gesund und mit viel Gemüse zu ernähren. Zudem nehme ich Omega 3 und Zink ein, um meine Mängel auszugleichen. Meine Entzündungswerte waren damals sehr hoch und ich litt an einer Anämie (Blutarmut). Ausserdem achte ich darauf, dass in meiner Ernährung heute genügend Omega-3-Fettsäure vorkommt und es im richtigen Verhältnis zu Omega 6 steht. Ich bin überzeugt, dass mir die Ernährungsumstellung sehr geholfen hat. Jedoch muss jede betroffene Person für sich selbst herausfinden, was für sie am besten funktioniert. Zentral ist für mich auch Bewegung: Ich habe damals mit leichter Gymnastik begonnen und bewege mich bis heute gerne viel draussen in der Natur.
Wann haben sich erste Erfolge gezeigt?
Bereits nach einem halben Jahr spürte ich eine deutliche Besserung: Die Schmerzen sind zwar nie ganz verschwunden, aber sie wurden merklich weniger und schwächer. Einmal im Sommer, als ich viele Tomaten gegessen hatte, erlitt ich einen Rückfall. Als ich darauf verzichtete, ging es mir wieder besser. Solche Beobachtungen finde ich interessant.
Wie hast du dich nach der Ernährungsumstellung gefühlt?
Es war eine tolle Sache! Die Verbesserungen machten sich zwar zunächst langsam bemerkbar, aber die Krankheit breitete sich nicht weiter aus, das heisst, nicht auf weitere Gelenke. Dafür war ich sehr dankbar. Nach etwa eineinhalb Jahren ist auch mein Knie abgeschwollen und ich konnte wieder normal eine Treppe hinuntergehen. Das war eine ungemeine Erleichterung.
Haben sich Psoriasis und Psoriasis-Arthritis gleichzeitig verbessert?
Gleichzeitig würde ich nicht sagen, aber die Plaques auf der Haut an meinem Rücken und an den Beinen gingen ebenfalls allmählich zurück. Ausser auf der Kopfhaut, wo ich einige Stellen bis heute sorgfältig pflegen muss. Ich verwende ein mildes Vitamin-D3-Produkt, das ich einwirken lasse und anschliessend mit einem milden Shampoo auswasche. Beides erhalte ich auf Rezept meines Arztes. Mit Cortison auf der Haut habe ich persönlich leider schlechte Erfahrungen gemacht.
Was würdest du anderen Betroffenen raten?
Wenn jemand, der an Psoriasis leidet, starke Gelenkschmerzen hat, lohnt es sich zu fragen: Was kann ich umstellen? Man sollte ausprobieren, bestimmte Nahrungsmittel wegzulassen, die einem nicht guttun. Dafür holt man sich am besten Unterstützung von einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater. Und man sollte mehrere Monate durchhalten, damit man einen Nutzen erzielt. Zudem wirkt eine Ernährungsumstellung bei einer medikamentösen Behandlung unterstützend – viele Menschen müssen danach weniger Medikamente einnehmen. Das scheint mir ebenfalls ein Gewinn.